Was ist Früherkennung und Frühintervention (F+F)?

Früherkennung ist das Sehen und Verstehen einer Situation, die auf ein sich veränderndes, problematisches Verhalten beim Gegenüber hinweist. Dabei geht es weder um psychologisches Verständnis noch um therapeutische Analyse sondern rein ums Erkennen von Verhaltensveränderungen. Gerade in den Jugendverbänden sind Leiter*innen den Teilnehmenden oft vertraute Personen, die meist selbst nicht viel älter sind als die Teilnehmenden und mit denen ein regelmässiger, situationsdefinierten Kontakt (Jungscharnachmittage, Lager, Gruppenzeiten etc.) besteht.
In den meisten Jugendverbänden finden zudem Ausbildungskurse statt, die auch Themen wie altersentsprechenden Entwicklung und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen behandeln.  Die Tatsache, nahe an Kindern und Jugendlichen zu sein und ihre Entwicklung mitzuerleben sowie die spezifische Ausbildung für die Jugendverbandsarbeit und die Erfahrung darin, ermöglicht, dass Leiter*innen auf Herausforderungen und problematischen Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen sensibilisiert und das Rüstzeug zur Unterstützung und Bewältigung von Krisen erlangen können.

Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, auf die beobachteten Erkenntnisse einzugehen und zu reflektieren, führen im Endeffekt zur sogenannten Frühintervention: Dadurch, das problematisches oder der Norm abweichendes Verhalten erkannt wird, öffnet sich der Schritt zu einer entsprechenden Intervention (wie Ansprechen, Einbezug von Fachstellen etc.). Wichtig dabei ist das Verständnis, dass Leiter*innen der Jugendverbandsarbeit Probleme nicht alleine meistern müssen (und meistens auch gar nicht können), sondern der Einbezug von Fachstellen von grosser Bedeutung ist. Obwohl Leiter*innen (oder vielleicht auch gerade deshalb?) keine Fachpersonen für psychische Schwierigkeiten, allgemeine Herausforderungen oder Erkrankungen sind, sind Leiter*innen oft die ersten Personen, der sich ein Kind oder Jugendliche*r anvertraut oder Beobachtungen gemacht werden (in einem Lager sind Leiter*innen quasi für mehrere Tage 24/7h mit Kindern und Jugendlichen zusammen).

Wen adressiert F+F?

Hierbei liegt der Fokus auf dem Individuum: Verhaltensveränderungen oder schädliche Entwicklungen werden bei einer Person möglichst frühzeitig wahrgenommen (Früherkennung) und entsprechende Unterstützungsschritte (Frühintervention) werden eingeleitet. Der Begriff «früh» bezieht sich hier lediglich auf den Zeitpunkt und nicht auf das Alter der Person. Es gibt auch F+F-Programme für ältere Semester. Als Programm der Jugendverbände bezieht sich Voilà jedoch auf F+F im Kindheits- und Jugendalter.

Wer übt F+F im Rahmen der Jugendverbandsarbeit aus?

Im Prinzip alle, die in der Prävention im Bereich Kindheit und Jugend aktiv sind. Früherkennung und Frühintervention kann als Bindeglied zwischen primärer und universeller Prävention sowie Behandlung verstanden werden. Prävention und Behandlung schliessen sich gegenseitig nicht aus, sondern existieren in einem wechselseitigen Kontinuum. 

Zu den Akteuren gehören alle Personen und Institutionen, die mit dem Zielpublikum (hier Kinder und Jugendliche) arbeiten. Das heisst, das sind einerseits die Jugendverbände selbst aber auch die kantonalen Jugendämter, Jugendarbeiter*inner der politischen Gemeinde, Schulsozialarbeiter*innen, Ärztinnen und Ärzte, Lehrpersonen etc. 

Gewisse Akteure sind eher der Prävention, andere bereits der Behandlung zugehörig. Wer wem zugehörig ist, ist bei F+F sekundär. Wichtig ist, dass erkannt und reagiert werden kann.